4. ADVENT
Evangelium nach Lukas (1,26-38)
Alle biblischen Erzählungen rund um Weihnachten - die Verkündigung an Maria, der Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth, der Stall zu Bethlehem, die Hirten auf dem Feld - sie alle wollen das Gleiche veranschaulichen und deutlich machen: Dieser Jesus von Nazareth war ein ganz besonderer Mensch, mit einer ganz besonderen Bedeutung für diese Welt. Das wird durch ganz besondere Ereignisse rund um seine Geburt betont und illustriert - so wie man es früher üblicherweise bei ganz wichtigen Persönlichkeiten, wie Kaisern, machte. Auch bei einigen von ihnen gibt es Erzählungen über ihre wunderbare Geburt, um ihre außerordentliche Wichtigkeit zu unterstreichen. Wie diese Ereignisse um die Geburt von Jesus in den vier Evangelien dargestellt werden, ist sehr unterschiedlich. Aber alle wollen das Gleiche sagen: Jesus ist etwas ganz Besonderes.
Die Briefe des Apostels Paulus, also die ältesten Texte des Neuen Testaments, kennen keine Geburtserzählungen von Jesus. Die Evangelien nach Markus und Johannes ebenfalls nicht. Sie vermitteln die Botschaft über die Bedeutung von Jesus auf andere Weise. Bei der Taufe am Jordan z.B. sagt die Stimme aus dem Himmel zu Jesus: »Du bist mein geliebter Sohn.« Im Prolog des Johannesevangeliums gibt es den markanten Satz: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
Darin besteht also das Kernstück unseres christlichen Glaubens: Dieser Jesus ist der Mittler, die Zwischenperson, zwischen Gott und uns. Und wenn wir uns auf ihn einlassen, bekommt unser Leben eine neue Bedeutung, ja werden wir selbst anders.
So war es auch bei Maria, die „Ja“ gesagt hat zu diesem Kind, nicht ahnend, was das alles für ihr Leben bedeuten wird. Dieser Mensch, den sie geboren hat, hat alles auf den Kopf gestellt. Seine Worte und seine Taten waren für Maria nicht immer verständlich. Es wird z.B. erzählt, dass die Familie Jesus zurück nach Hause holen wollte, weil sie meinte: „Er ist von Sinnen.“ Und Maria hat „Ja“ gesagt, bis zum bitteren, blutigen Ende, als alles sinnlos erschien. Durch Jesus ist Gott in das Leben von Maria eingedrungen, und sie hat es zugelassen. Sie hat „Ja“ gesagt, bedingungslos.
Und so will Gott auch - durch Jesus - in unser Leben eintreten. Er will bei uns „ankommen“, wie wir es schon während der ganzen Adventzeit sagen. Haben wir zu ihm schon „Ja“ gesagt, bedingungslos? Sind wir bereit alles in Kauf zu nehmen, was das mit sich bringen kann, wenn Jesus in unser Leben eintritt? Vielleicht wird er es auch auf den Kopf stellen? Vielleicht werden wir mit Herausforderungen kämpfen müssen, Dinge tun, die nicht immer angenehm sind, die dem widersprechen, was „man“ heutzutage so alles tut, gegen den Strom schwimmen. Vielleicht werden wir Kritik einstecken müssen, nicht ernst genommen, belächelt werden? Und dann trotzdem „Ja“ sagen zu Jesus, weil er uns zu Gott hinführt.
In ein paar Tagen werden wir ganz feierlich und ganz bewusst zu Jesus „Ja“ sagen können, wenn wir sein Geburtstagsfest feiern, zu Weihnachten, in der „geweihten Nacht“! Sind wir innerlich schon so weit, dass wir bedingungslos „Ja“ zu Jesus sagen können? Weihnachten echt feiern, ist ein bewusstes Glaubensbekenntnis: Ich sage „Ja“ zu Jesus und dadurch zu Gott.